Hier ist ein Auszug über Selbstoptimierung aus meinem neuesten Buch „Verdammt! Wo ist mein Leben? 33 Ideen, wie du dich von dem ganzen Mist befreist und durchs Leben floatest“.

 

3. Geliebte Selbstoptimierung

„Bist du bereit zu glauben, dass es leicht sein kann?“
Richard Bartlett, Matrix Energetics

Im Grunde ist es verrückt, welch gnadenloser Perfektionismus sich in unserer Gesellschaft breit gemacht hat! Dabei kommt den Medien eine bedeutende Rolle zu! Diese spielen an vorderster Front mit, wenn es darum geht, Frauen und Männern eine Gehirnwäsche zu verpassen, wie man in der heutigen Gesellschaft sein soll. Aber selbst wenn man all den Magazinen und Internetseiten, in denen diese Gedanken verbreitet werden, keinen Glauben schenkt, sind wir nicht alle schon ein wenig von diesem Virus infiziert?

Vorneweg gesagt: das hier soll auch kein Loblied darauf werden, alles schleifen zu lassen und Problemen gegenüber gleichgültig zu werden. Natürlich ist es wunderbar, wenn Dinge gut laufen, man doofe Ängste oder überflüssige Pfunde loslässt und weiß, wie man sich was halbwegs Gesundes zubereiten kann. Zum Thema „gutem Leben“ habe ich mit diesem Buch ja auch einiges beizutragen, wie du hier lesen kannst. Ich habe nur den Eindruck, dass das Thema „wie werde ich besser, effizienter, fitter“ in den letzten Jahren ziemlich übertrieben wird.
Denn geht es im Leben wirklich darum, „perfekt“ im herkömmlichen Sinne zu sein? Immer „Leistung“ zu bringen? Das „Beste“ aus sich herauszuholen? Sein Leben unter dem Gesichtspunkt der „Effizienz“ zu leben? Ein „Gewinner“ zu sein.

Der Wunsch, so perfekt wie möglich zu sein, fördert Stress und Anspannung, und wie selbst die Schulmedizin heute weiß, ist es vor allem der Stress und seine negativen Auswirkungen, der den Boden für fast alle Krankheiten und psychischen Probleme bereitet. Man fühlt sich nicht gut genug für die eigenen Ansprüche und ist nie zufrieden, denn man darf nie nachlassen, es gibt immer noch mehr zu tun. Zufriedenheit und Glück sehen anders aus. Ein Mensch, der immer dem Leistungsgedanken folgt, ist auch nicht besonders beliebt, da er fortwährend um sich selbst kreist und sich nicht besonders gut auf Andere einstellen kann. Die Perfektionisten sind uns suspekt.

Wer mag sie denn, die Super-Manager, die schon morgens um 5 Uhr eine Stunde trainieren, um dann um 6.30 Uhr topfit am Schreibtisch zu sitzen? Die immer schlanken, perfekt gekleideten Super-Mamas, deren Kinder schon seitdem sie drei sind mit exotischen Fremdsprachen und Musikunterricht traktiert werden? Ich erinnere mich an meine Zeit als Au-pair in Paris, als ich 19 Jahre alt war. Das 8jährige Mädchen, das ich betreute, hatte eine streng durchgetaktete Freizeit. Unter anderem musste sie zwei mal die Woche zum Ballett, und sie hasste es. Auf meine Frage hin, warum sie denn weitermache, sagte sie nur ernst: Meine Mutter findet, ich bin nicht gelenkig genug! Armes Mädchen!

Natürlich hat die Selbstoptimierung auch gewisse Vorteile. Man kann sich selbst auf die Schulter klopfen und sagen: du bist toll! Was du schon wieder geschafft hast! Wie gut du aussiehst! Das ist hervorragend für das Ego, das sich hier schön aufblasen darf. Doch wenn man in seinem Leben die Priorität bei Effizienz und Perfektion setzt, bleiben zwangsläufig andere Dinge auf der Strecke. Was ist mit der Fähigkeit, den Moment zu genießen? Sich vom Leben überraschen zu lassen? Empathisch für andere Menschen da zu sein? Alles mal liegen zu lassen und sich zu entspannen?

Vielleicht wäre es tatsächlich viel schöner für uns, wenn alle sich entspannen und ihr Ego eine Weile in die Ecke stellen würden. Und wie bei so vielen Themen geht es hier auch um das richtige Maß. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Oder manchmal richtig viel und dann wieder eine Weile nur ein bisschen. Oder so.

Ideen, um dieser Falle zu entgehen:

  • Es ist wunderbar, auf sich zu achten und sein Leben und seine Fähigkeiten verbessern zu wollen. Achte nur auf die richtige Balance zwischen Streben und Wollen und Sein lassen und Genießen. Denn wenn du immer weiter planst, die nächste „Challenge“ absolvierst, nur um dich selbst kreist, geht das Leben an dir vorbei.
  • Perfektionisten möchten gerne das Gefühl haben, alles unter Kontrolle zu haben. Im Hintergrund lauert beständig die Angst, was alles in dieser Welt geschehen könnte. Doch völlige Kontrolle ist eine Illusion. Vertrauen in sich selbst und das Leben ist hier die Lösung.
  • Alle Perfektionisten, die ich jemals in meinen Seminaren oder Therapie kennen gelernt habe, hatten die fixe Idee im Kopf: „Ich bin nicht gut so, wie ich bin! Ich muss mich richtig anstrengen, damit mich überhaupt jemand sieht.“ Deswegen: Liebe dich selbst mehr! Achte dich selbst mehr! Liebe deinen Körper und dich, so wie du bist! Diese Selbstliebe schützt dich vor Exzessen der Selbstoptimierung.
  • Da das mit der Selbstliebe aber nicht so einfach ist, frage dich selbst:
    „Wie würde es sich anfühlen, wenn ich mich voll und ganz lieben und akzeptieren würde?“
    „Welche Tätigkeiten würde ich gerne ausüben, wenn ich mich voll und ganz lieben und akzeptieren würde?“
    „Wie wäre der Austausch mit anderen Menschen, wenn ich mich voll und ganz lieben und akzeptieren würde?“

Lese diese Sätze und atme dabei tief in den Bauch ein und wieder aus. Fühle dieses süße Gefühl der Liebe für dich selbst. Lasse die Antworten aus deinem Inneren kommen. Da wir fast alle ein Selbstliebe-Defizit haben, ist das eine wunderbare Übung, die dich entspannt und mit Liebe anfüllt.